Erfahrungen erleben

Eigentlich hatten wir zu Hause schon immer irgendwie irgendetwas mit Pflanzen und Garten zu tun. Eine grüne Wiese gab es am häuslichen Umfeld immer, Frühjahrs wurden die Topfpflanzen umgetopft und irgendwelche Stecklinge eingepflanzt, vor dem Zubettgehen wurden Bücher vorgelesen (so auch “Tistou mit den grünen Daumen“) und nachdem im Kindergarten bereits die ersten Erfahrungen mit dem Wachsen und Sprießen von weißen Bohnen gesammelt werden konnten, gab es auch in meiner ersten Grundschulklasse wieder ein gärtnerisches Pflanzprojekt.

Im weiteren Laufe meiner schulischen Karriere fanden sich dann jedoch wenige Projekte im direkten Zusammenhang mit gärtnern, topfen und pflanzen, jedoch weiterhin zu Hause wurden die fette Henne gezogen und die Grünlilien mit dem Nachbarsbuben getauscht. Irgendwann raus aus dem elterlichen Haus, ins Studium gestürzt und es war mit Pflanzen und Gärtnern aus und vorbei. Der grosse Benjamini Baum in meinem Studentenzimmer spielte auf Grund der rezidivierenden semesterweisen halbjährlichenTrockenheit bereits mindestens zweimal im Jahr Herbst, wobei er sich jedes Mal gut erholte, das Basilikum aus dem Supermarkt und der Rosmarin mitsamt dem Thymian wurden entweder aufgegessen, oder, was deutlich häufiger passierte, sie erlitten ähnliche Trockenphasen wie der Benjamini, waren an sich jedoch leider immer sehr viel empfindlicher, sodass keiner davon wenigen Wochen wirklich überlebte.

Mit dem Einstieg in das Berufsleben und dem Bezug der ersten kompletten eigenen Wohnung ödeten die vielen leeren Fenster und blanken, kahlen weißen Wände wirklich an, es wurden aus dem benachbarten Baumarkt Orangen und Zitronen, Oliven geholt, in Hydrokulturen getopft und ein kleiner Zimmerbrunnen mitsamt grün (ebenfalls in Hydrokultur) wurde mir von meinen Geschwistern geschenkt. Zwei Balkonkisten wurden mit reichlich Küchenkräutern bestückt und ruckzuck war es ringsum im  direkten Umfeld wieder grün. Erstaunlicherweise funktionierten diese Hydrokulturen an Orangen und Zitronen sehr gut, die Pflanzen hätten allesamt sicherlich auch länger überlebt, wenn ich nicht mit Ihnen meine ersten üblen Erfahrungen mit Spinnmilben undmBlattläusen hätte sammeln müssen. Nach einigemJahren waren die Vitruspflanzen allesamt hinüber, sicherlich spielte auch eine trockene Wintephase mit einem kurz befristeten cryogenen Schock eine Rolle, aber aus dieser ersten Generation Citruspflanzen existiert keine einzige mehr. Jährlich wird mein Kräuterkistchen neu bestückt, wobei der Salbei und der Rosmarin bereits erfolgreich ein mehrjähriges Überleben überstanden haben. Selbst meine Oliven, die nach einer ähnlich trockenen und kalten Winterperiode von irmfürmeigentlich tot gehalten wurden, haben bereits neu ausgetrieben und sind die letzten Pflanzen aus der ersten vegetalen Phase meine eigenen 4 Wände.

Doch die Liebste? Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint immer eine gewisse Hochachtung und Anerkennung mitzuschwingen (wobei manchmal bin ich ihm da nicht so sicher, ob sie mich nicht auch einfach nur hochnimmt) wenn Sie mir gegenüber von “Dir und Deinen grünen Daumen” spricht. Regelmäßig werden aus Pflanzenmärkten und Kaufhäusern irgendwelche grünen Belustigungen mit nach Hause gebracht, weil sie ja soooo schön sind. Sind vegetieren einige Zeit zunächst in den Kunststoffbehältern weiter vor der Eigangstür oder auf dem Balkon, mit etwas Glück erreicht sie auch noch etwas Wasser, damit das feuchte, pilzige Milieu in diesen Kunststoffbechern weiter reifen und gedeihen kann. Bis sie irgendwann mitsamt dem Becher in schicke Übertöpfe gesteckt werden, weil es ja soooo unglaublich schön aussieht. Die Enttäuschung,  wenn diese grünen Begleiter regelmäßig nach einiger Zeit alle Viere von sich Strecken, weil das Feuchtmilieu des Bechers im Übertöpfe dann so richtig seine penetrante Lust ausleben konnte, wurde jedes Mal nur um so größer.

Bis eines Tages die Oliven kamen, für unsere zweite Wohnung, im feuchten Brüssel. “Du musst mir unbedingt helfen und mir zeigen, wie Du das machst, die Oliven sollen ja nicht gleich bei mir eingehen” . Es wurde der Anlass zu zeigen, welche tönernen Töpfe geeignet sind, dass sie auf jeden Fall Löcher im Boden haben müssen und dass in jeden Zopf unten eine Drainageschicht gehört. Die Oliven wurden gepflanzt, auch wenn es bis zum Ereignis an sich einige Zeit brauchte und eine der beiden beinahe die Grätsche gemacht hätte. Und sie halten sich bis heute! Der Lavendel der nun vor bereits einigen Jahren durch sie aus der Provence importiert wurde konnte sich glücklich schätzen, dass der Duft des Ziel war und die Pflanzen binnen kürzester Zeit richtig gepflanzt wurden. Einen harten Winter in Schaerbeek musste er nun bereits über sich ergehen lassen, er war vertrocknet aber mutig im Anschlus zurückgeschnitten und mit neuem Substrat versorgt, sodass die Liebste nun ganz stolz darauf ist, sich ihren Lavendel, der neben den Oliven auf dem Balkon wieder seit einigen Wochen munter austreibt ins Leben zurückgeholt zu haben.

Ein paar kleine, banale Handgriffe und der Dank der Liebsten haftet an mir: ohne Dich hätte ich das nie geschafft und gelernt!

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